Freitag, 16. März 2012

Geister der Vergangenheit

Es hat keinen Zweck. Frida kann die Bilder nicht ausblenden. Immer wieder kommen sie, sobald sie an Molly denkt, und diesmal, als sie plötzlich da steht, mit voller Wucht. Bilder von Molly als Baby, als Kleinkind, als junge Frau. Und immer wieder: Molly mit Tom.

"Wenn der wüsste", denkt Frida. Wahrscheinlich würde er sie sanft in die Seite boxen, lachen und sagen "Die Geister der Vergangenheit muss man manchmal auch einfach ruhen lassen." Frida schnaubt. Leicht gesagt, wenn dieser Geist in Fleisch und Blut mit Wallemähne und Wollmütze ein paar hundert Meter entfernt an der Bushaltestelle steht.

Egal jetzt. Frida zählt leise bis zehn und richtet sich auf. So hat sie sich das Wiedersehen nicht vorgestellt. Aber was muss, das muss. Außerdem hat sie keine Lust, ewig in diesem Hauseingang zu kauern. Und überhaupt, sie ist schließlich verabredet.

Entschlossen geht sie los.

Samstag, 11. Februar 2012

Sprung ins Wasser

Molly ist stets bewaffnet. Bis unter die Zähne. Und sogar darüber hinaus. Auch an diesem Morgen. Rote Strähnchen unter der Mütze hervorsprießend und in der Stirn hängend. Wie drapiert, aber wahrscheinlich noch nicht mal geföhnt - eine Tatsache der Frida wohl so etwas wie Verachtung entgegen bringen würde.

Tom hangelt sich an der Strähnen herunter und landet in Ihren Augen. Wie der erste Sprung in das spiegelglatte Wasser eines gerade erst eröffneten Schwimmbades. Mit nur einem Badegast!

Als Tom auftaucht müssen mehrere Augenblicke vergangen sein. "Und was macht Sie so?" ist das erste was er an der Wasseroberfläche wieder hört. "Wer?", reagiert Tom sichtbar irritiert. "Na Frida, du sagtest doch gerade ihr habt noch Kontakt".

Mittwoch, 11. Januar 2012

Rosen und Mickey Mouse

Mühsam kämpft sich Frida durch den morgendlichen Nieselregen. Dunkel ist es und kalt. Frida mag den Winter nicht, mochte ihn noch nie. „Wenn es nach mir ginge, dann wäre immer Sommer“, das sagt sie oft zu Tom. Der weiß dann, dass es wieder höchste Zeit ist für Südfrankreich auf dem Sofa. Das spielen Tom und Frida immer dann, wenn Kälte und Dunkelheit gar zu niederdrückend werden, mit Rotwein, französischen Chansons und viel zu vielen Zigaretten.

Versonnen blickt Frida in den Regen, seufzt. Am Ende der Straße erscheint die Bushaltestelle. Frida erkennt Tom, unverkennbar in seiner schwarzen Lederjacke. Neben ihm steht eine dünne junge Frau, groß, mit langen roten Haaren. Abrupt hält Frida an. Molly.

Fieberhaft sieht sich Frida um, stürzt beinahe panisch in den nächsten Hauseingang. Mühsam versucht sie sich zu beruhigen, allein, es will ihr nicht gelingen. Mit harten Schlägen hämmert es in Fridas Brust. „So, dann bleibe ich eben erst einmal hier sitzen“, grollt Frida und schlingt die Arme um ihre Umhängetasche.

Dann denkt sie an Rosen. Und an Mickey Mouse. Wie immer, wenn es bedrohlich wird.